Taizé-Fahrt Jahrgang 12
Von Franka Strecker und Mira Meyerink, 16.11.2023
Im Rahmen der Tage der religiösen Orientierung haben sich einige Schüler des Jahrgang 12 am 08. Oktober auf den Weg in das kleine französische Dorf Taizé gemacht. Das Dorf ist auch bekannt als die „Communauté de Taizé“, eine ökumenische Gemeinschaft von Männern (franz. Fraternité), die sich dem Leben mit und für Gott verschrieben haben.
Der Tagesablauf in Taizé ist gekennzeichnet durch drei Gottesdienste mit dem ersten um 8:15 am Morgen. Anschließend gab es das gemeinsame Frühstück und die Bibeleinführung. In der Bibeleinführung sind alle Jugendlichen für ungefähr 30 Minuten mit einem Bruder, der einen Bibeltext mit uns Teilnehmenden liest und anschließend weiter auf ihn eingeht, in einem Teil der Kirche. Nach dem Einstieg haben wir uns in Kleingruppen mit unseren Teamern begeben, um entweder weiter auf den Bibeltext einzugehen oder auch ganz andere Aktivitäten zu machen. Um 12:20 gab es den nächsten kurzen Gottesdienst vor dem Mittagessen gefolgt von einer weiteren Gruppenphase um 15:15 Uhr. Auch in dieser Zeit haben wir einige Aktivitäten in Gruppen oder als ganze Truppe erlebt, ein Highlight war z. B. ein Spaziergang zum nächsten Hofladen in der burgundischen Landschaft. Der Abend wurde eingeleitet durch das Abendessen um 19:00 Uhr mit dem letzten Gottesdienst um 20:20 Uhr folgend, nach diesem bestand noch die Möglichkeit am OYAK, einer Art Kiosk, den Abend ausklingen zu lassen, bevor man ins Bett ging.
Auch bei vielen Gottesdiensten und Gruppenarbeit gab es immer genug Freizeit, um entweder in den Garten der Stille zu gehen oder etwas in der Burgunde spazieren zu gehen und vieles mehr zu tun. Während unseres Aufenthaltes haben wir als Gruppe die Möglichkeit bekommen uns mit einem deutschen Bruder, Bruder Philip, zu treffen und auszutauschen. Abgesehen von dem Ort, an welchen dieses Gespräch stattgefunden hat, welcher nicht für jeden einfach zugänglich ist, war es ein einzigartiges Erlebnis für alle. Bruder Philip hat direkt das „Du“ angeboten und hat es als sehr lustig empfunden, als sogar ein ganzes Notizbuch mit Fragen gezückt wurde. Er ist jeder Frage sehr offen gegenübergetreten und hat eine unglaubliche Ruhe und Zufriedenheit dabei ausgestrahlt. Stark hervorgekommen bei diesem Gespräch ist, dass Taizé ist ein besonderer, fast magischer Ort ist.
Besonders ist die Gemeinschaft, Taizé ist ein vorurteilsfreier, toleranter Ort, an dem jede Art von Mensch zusammenkommt, um nicht nur Gott, sondern primär auch sich selbst näher zu kommen. Um das Dorf zu erhalten und weitere Besuche in den nächsten Jahren möglich zu machen, ist allerdings auch Selbstverantwortung und Hilfsbereitschaft wichtig. Dies ist besonders an der Essensausgabe und Abwasch zu sehen, welche ohne freiwillige Teilnehmende nicht umsetzbar wäre. Auch Putzen mussten alle, denn die einzelnen Gruppen aus der Bibeleinführung werden eigeteilt, mindestens einmal die Woche die Waschräume zu säubern, aber auch diese eher unbeliebte Aufgabe hat mit Musik und den richtigen Leuten jedem Spaß gemacht.
Ein besonderer Aspekt an der Fraternité sind die Gottesdienste. Ein Gottesdienst in Taizé ist geprägt von hauptsächlich Musik in Form der berühmten Taizé-Lieder. Gotteslob, Gemeinschaft, Zuversicht und Liebe auf allen möglichen Sprachen, sodass man im Gottesdienst mal auf Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Niederländisch oder vielen anderen Sprachen zusammen singt. Aber auch die Lieder selbst erinnern nicht wirklich an Kirchenlieder, wie wir sie kennen, sondern sind deutlich kürzer und belebter. Bis zum Ende der Zeit in Taizé hatte jeder sich mindestens ein Lieblingslied ausgesucht.
Die Lieder bieten den Hauptbestandteil der Gottesdienste, dennoch gibt es eine Lesung, die von den Brüdern auf verschiedenen Sprachen mit Rücksicht auf die anwesenden Nationen, durchgeführt wird. Die Lesung ist kurz und wird immer auf Französisch, Englisch und Deutsch durchgeführt, es tritt dazu jeweils ein anderer Bruder an das Mikrofon, um in seiner Muttersprache zu lesen. Folgend auf die Lesung gibt es keine Predigt. Es steht niemand vor den hunderten von Menschen und redet, ganz im Gegenteil, es gibt Stille, mindestens sieben Minuten. In diesen Minuten hat jeder selbst die Chance sich Gott zuzuwenden, zu reflektieren aber auch etwas zu lesen oder Ähnliches und mit jedem Gottesdienst kommt einem die Stille kürzer und angenehmer vor.
Stille ist ein wichtiges Attribut Taizés, obwohl das Dorf belebt ist durch die vielen Jugendlichen und anderen Besucher, gibt es einen dedizierten Ort der Stille, den oben genannten Garten der Stille. Ein Rückzugsort, der eigentlich nur aus einer Wiese am Berg mit ein paar Bäumen besteht. Am Nachmittag konnte man außerdem zu weiteren Teilen des Gartens und diese erkunden, wie Waldwege, eine kleine offene Kapelle oder einen See.
Zuletzt ist es wichtig einen auch für Taizé besonderen Gottesdienst zu erwähnen, denn jeden Freitag findet der sogenannte Gottesdienst ums Kreuz statt. In der Kirche Taizés steht ein Kreuz, welches im Bereich, der für die Brüder bestimmt ist, auf den Boden gelegt wird und jeder in der Kirche kann sich an dieses Kreuz begeben, niederknien, und mit Gott oder Jesus reden. Ob man nun bittet, beichtet oder dankt ist egal, die Zeit am Kreuz ist genau wie die Stille im Gottesdienst für einen selbst bestimmt. Dieses Erlebnis war für jeden aus unserer Gruppe einmalig und beeindruckend. Genau wie Taizé allgemein.
Viele Menschen, die zuvor von Taizé berichtet haben, erzählten davon, dass man Taizé nicht wirklich beschreiben kann, sondern da gewesen sein muss und ich denke, dass dies stimmt. Jeder von uns hat die Ferne des Alltages und das Ablegen der sozialen Vorurteile sehr genossen, was die Abreise nach dem Gottesdienst am Kreuz auch etwas traurig machte, da man sich von seinen neuen Freunden verabschieden und einem Ort der Harmonie auf Wiedersehen sagen musste.