US-Wahlnacht am Marianum
Von M. Gandt und J. Baum, 06.11.2020
„News-Room!“ Begleitet durch lautes Glockenläuten schallt der Ruf durch die Mediathek des Marianums. Zielstrebig versammeln sich einige Schüler*innen im Arbeitsraum, während ihre Mitschüler*innen weiterarbeiten. Die Atmosphäre ist positiv angespannt, „wie auf Klassenfahrt“. Es ist 05:30 Uhr am Mittwoch, 4. November 2020! Was war da los?
Donald Trump gewann im November 2016 die Wahl zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Seit Beginn seiner Amtszeit veränderte sich der politische Diskurs in den USA. Fake News, (diplomatische) Brüche mit internationalen Verbündeten, Diskriminierungen, Rassismus und das Regieren per Dekret und Twitter scheinen das neue State of the Art des US-amerikanischen Präsidenten zu sein. Am 03. November 2020 stand daher eine historische US-Präsidentschaftswahl an:
Diese zukunftsweisende Wahlnacht haben die Kollegen Baum, Gandt und Kröger mit 25 Schüler*innen der Jahrgänge 10-13 des Gymnasiums Marianum ab den frühen Morgenstunden des 4. Novembers beobachtet, analysiert und ausgewertet.
Im Rahmen eines Vortreffens wurden Teams eingeteilt und eine Ausstellung des Politik-Wirtschaft-Kurses (g. N.) von Herrn Kröger besucht, die sich unter anderem mit den beiden Kandidaten sowie dem US-Wahlsystem beschäftigte.
Es gab insgesamt vier Hauptteams, die in Sub-Teams untergliedert waren:
1) TV (nochmals unterteilt in z. B. Fox News, CNN, ARD)
2) Zeitung (nochmals unterteilt in z. B: The New York Times, The Washington Post, Houston Chronicle, Spiegel)
3) Social Media (nochmals unterteilt in z. B. Twitter, Instagram, Reddit)
4) Audio-Feature, um die Atmosphäre und die Ergebnisse der Schüler*innen am Wahlmorgen auditiv fest zuhalten
Als die Schüler*innen um 05:30 Uhr in der Schule eintreffen, kommt ihnen frischer Kaffeeduft entgegen. Sie gingen unmittelbar in ihre Teams, um die US-Wahl zu beobachten, zu analysieren und auszuwerten. In regelmäßigen Abständen trafen sich alle Teamsprecher im News-Room, um prägnante Ergebnisse zu präsentieren. Zudem konnten die Teams ihre Zwischenergebnisse bloggen, um die anderen Teams und die gesamte Schulgemeinschaft auf dem Laufenden zu halten, die den Link zu diesem digitalen Live-Blog vorab bekommen haben. Das Sub-Team „TV: Fox News“ kümmerte sich beispielsweise darum, den Inhalt, die Sprache und die Wirkung der Berichterstattung zu analysieren.
Bis zum Ende der Aktion (11:25 Uhr) lag leider noch kein amtliches Ergebnis vor, da noch einige Bundesstaaten ihre Stimmen auszählen müssen. Hieran zeigte sich die emotionale Achterbahnfahrt, die uns der Vormittag beschert hatte. Es ging, nach Auszählungen der ersten Bundesstaaten, mit einer der Prognosen entgegengesetzten Siegesreihe von Trump los. Insbesondere der Swing State Florida, den die Republikaner gewonnen hatten, war hierbei genauso überraschend wie wichtig, da die Republikaner nun 29 Wahlmänner in das Electoral Collage entsenden dürfen. Biden konnte jedoch aufholen. Nun bleibt es spannend abzuwarten, bis Staaten wie Pennsylvania ausgezählt sind.
Die Atmosphäre unter den Schüler*innen war demensprechend stets produktiv, euphorisch und mitreißend. Es schwebte ein konstanter Hauch eines historischen Momentums in den stets frisch gelüfteten Räumlichkeiten des Marianums. Zudem untermauerte die Möglichkeit der Transparenz aufgrund des Live-Blogs für die Schulgemeinschaft und das abschließende Reflektieren des Erlebenten den Eindruck, an etwas Historischem dabei gewesen zu sein und einen politischen Beitrag ermöglicht zu haben – für sich selbst und die ganze Schulgemeinschaft des Marianums.
Zum Ende der vierten Stunde erfolgte eine Reflexion des Vormittages. Hierbei äußerten die Schüler*innen, dass es im Sinne einer kritischen Beobachtung sinnvoll erscheint, unterschiedliche Quellen zu nutzen und hinter den Emotionen die Fakten zu suchen. Zudem wurde die verlässliche Aussagekraft von Umfragen vor der Wahl in Frage gestellt. Die Wahl machte deutlich, dass die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft in zwei Lager immer tiefer wird. Insbesondere die Social-Media-Kanäle wie Twitter untermauern diese Erkenntnis. Ferner konnten sich die Schüler*innen rückblickend darauf verständigen, dass die Meinungen und Positionen der Kandidaten zur Diskussion gestellt werden müssen und nicht als absolut hingenommen werden dürfen.
Auch die NOZ berichtete über die Wahlnacht am Marianum. Der Artikel kann hier abgerufen werden.