30 Jahre Wiedervereinigung
Marianum bietet digitale Ausstellungseröffnung
Von J. Baum, 12.07.2020
– Zum 30-jährigen Jubiläum der Wendezeit und deutschen Wiedervereinigung 1989/90 erstellte der Jahrgang 11 im Geschichtsunterricht eine Ausstellung, die wegen der Corona-Pandemie nun online eröffnet.
„Wahnsinn!“ – wer die Bilder vom 9. November 1989 gesehen hat, wer vielleicht sogar live vor Ort oder am Fernseher war, der vergisst sie nicht mehr! Der „Fall der Mauer“ war der Anfang vom Ende der DDR. Kein Jahr später war die Zeit der zwei deutschen Staaten Vergangenheit. Am 3. Oktober 1990 feierte Deutschland nach 40 Jahren Wiedervereinigung.
Die sogenannte „Wendezeit“ 1989/90 prägt unser Leben noch heute. Für Schüler*innen, geboren mehr als ein Jahrzehnt später, ist die Zeit aber Geschichte und Thema im Geschichtsunterricht des Jahrgangs 11. „Wir müssen diese Zeit den Schüler*innen greifbarer machen, gerade im Jubiläumsjahr!“ Darin waren sich die Geschichtslehrer*innen des Jahrganges am Anfang des Schuljahres einig. Dass dies im „normalen“ Geschichtsunterricht schwer zu erreichen wäre, war allen klar, trotz dessen hohen Stellenwerts im Hinblick auf die Vorbereitung für die Qualifikationsphase der Oberstufe. „Uns war wichtig, dass die Schüler*innen selbstständig und intensiv an dem Thema arbeiten. Der ganze Jahrgang sollte beteiligt sein und am Ende musste ein sichtbares Ergebnis stehen“, so Uli Weßling, Geschichtslehrer der 11d und Jahrgangskoordinator.
Dies nahmen die Geschichtslehrer*innen des Jahrgangs zum Anlass, mit ihren Schüler*innen ein Ausstellungsprojekt zum Thema durchzuführen. Arbeitsteilig sollte jede Klasse ein breites Spektrum verschiedener Unterthemen bearbeiten:
„Die Opposition in der DDR“ (11a – Frau Overhoff)
„Das Ende der SED-Herrschaft“ (11b – Herr Baum)
„Flucht aus der DDR“ (11c – Herr Hanneken)
„Der 9. November“ (11d – Herr Weßling)
„Erinnerungskultur: Ostalgie“ (11e, Herr Paulmann)
„Der Einigungsprozess“ (11f – Herr Voetlause).
Die Ausstellung sollte eine Mischung aus klassischen Text- und Bildelementen (Plakate), sowie digitalen Elementen (Filme, Tondokumente, QR-Codes zu Online-Informationen) enthalten. Die Schüler*innen wurden angehalten, darstellende Exponate möglichst selbst zu erstellen (z.B. ein Erklärvideo, ein nachgestelltes Interview, eigene Texte) und dabei natürlich auf sachliche und formale Korrektheit zu achten. Geplant war, dass vor den Osterferien die gemeinsame Ausstellung im Foyer des Marianums aufgebaut und eröffnet werden sollte. Doch dann kam Corona...
„Wir waren so gut wie fertig und hatten mehrere Wochen in den Geschichtsstunden intensiv an den Projekten gearbeitet. Die plötzlichen Schulschließungen haben dann unsere Planungen völlig durcheinander geworfen“, berichtet Markus Hanneken, Geschichts- und Klassenlehrer der 11c. Die anfängliche Hoffnung, die Ausstellungseröffnung auf nach Ostern zu verschieben, erfüllte sich nicht. Bald war klar, dass auch nach einer schrittweisen Schulöffnung das Projekt nicht in geplanter Form zu realisieren war. Laufwege, Desinfektionsstationen und Abstandsregeln bestimmen die „neue“ Zeit.
„Eine langfristige Verschiebung der Ausstellung auf das nächste Schuljahr war nicht möglich, da die Schüler*innen dann in die Qualifikationsphase der Oberstufe eingetreten und damit die Klassenverbände aufgelöst sind. Aber dass die kreativen und mitunter sehr guten Leistungen ‚verloren‘ gehen, kam für uns auch nicht in Frage.“ sagt Martin Voetlause, der die Klasse 11f erst kurz vor Weihnachten übernommen hatte. Ganz im Sinne eines „Digitalen Orts in Niedersachsen“ wurde aus den bereits vorliegenden Ergebnissen und Überlegungen eine Online-Ausstellung konzipiert.
Das war eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe für alle Beteiligten, da Gruppenarbeiten nur im Videochat möglich waren. Zudem konnten gerade die geplanten „Hingucker“ (z.B. Mauer-Attrappe, Heißluftballon, Pappaufsteller) nicht mehr eingesetzt werden; für sie mussten digitale Lösungen erarbeitet werden. Andererseits war es problemlos möglich, die geplanten Texte, Audios und Videos in die „neue“ Ausstellung aufzunehmen. In dieser Phase hat sich besonders Nils Einspanier (11f) hervorgetan, der die Ausstellungshomepage allein aufgebaut und designt hat. Sie ist ab jetzt für alle Interessierte über diesen Link zugänglich: ausstellunggeschichte.wordpress.com/.
„Ich habe viel über die Wendezeit 1989/90 gelernt und dass es möglich ist, das gesamte Konzept umzustrukturieren und somit auf die Corona-Situation anzupassen.“
„Besonders gut hat mir gefallen, dass wir uns kreativ ausleben konnten.“
„Ich fand es echt super, dass es ein anspruchsvolleres und größeres Projekt als normale Referate mit PowerPoint-Präsentationen war. Man durfte selbst entscheiden, wie man sein Thema in der Ausstellung präsentiert und konnte auch z.B. handwerklich aktiv werden.“
So bewerten Schüler*innen des Jahrgangs das Projekt.
Für das Marianum ist eine Ausstellung in dieser Größe, erarbeitet von einem ganzen Jahrgang, mit vielfältigen und ganz unterschiedlichen Ergebnissen ein Novum. Die Geschichtslehrer*innen sind stolz auf das Engagement und das Durchhaltevermögen ihrer Schüler*innen. Und vielleicht leisten wir als Schule damit auch einen Beitrag, dass die Bilder vom 9. November 1989 und die Geschichte der deutschen Wiedervereinigung in unseren Köpfen bleiben.