Besuch der Gedenkstätte Esterwegen
Von Julia Pirsig und Katharina Winters (Jg. 10), 21.02.2020
Der Jahrgang 10 hat am 18. und 19. Februar die Gedenkstätte Esterwegen besucht. Unsere Klasse hörte einen einführenden Vortrag, in dem wir uns einen ersten Eindruck über die Geschichte des Lagers Esterwegen machen konnten. Zunächst wurden uns die Anfänge des Nationalsozialismus erläutert. Der Reichstagsbrand war der Auslöser dafür, dass die Lager errichtet wurden.
Wir stellten uns die Frage, warum eines der ersten Lager gerade im Emsland errichtet wurde. Uns wurde erklärt, dass das Emsland aufgrund der vielen freien Moorflächen sehr gut für die Lager geeignet war, so dass die Inhaftierten in der Trockenlegung der Moore eingesetzt werden konnten. In die Lager wurden zunächst sogenannte Schutzhäftlinge, vor allem politische Gegner des Nationalsozialismus gebracht. Diese waren zum Beispiel Kommunisten und Abgeordnete der SPD, die von der Regierung gefürchtet wurden.
Später waren es auch Strafhäftlinge, die beispielsweise Straftaten begangen hatten oder sich nicht an die Rassenlehre hielten. Nach Kriegsbeginn wurden in den Emslandlagern überwiegend Kriegsgefangene festgehalten. Das waren hauptsächlich sowjetische, aber auch italienische Soldaten. Besonders berührend fanden wir die persönlichen Geschichten der Insassen. Wir haben zum Beispiel einen Tagebucheintrag, den ein Insasse heimlich geschrieben hat, gelesen und das Lied der Moorsoldaten gehört. Durch diese Eindrücke und die zahlreichen Fotos wurden uns der grausame Alltag und die Emotionen der Moorsoldaten deutlich gemacht.
Besonders berührt hat uns außerdem ein kleiner Film, den kanadische Korrespondenten 1945 gedreht haben, nachdem die Kanadier die Insassen befreit hatten. Er zeigt das Leben und Sterben der Moorsoldaten. Zum Schluss der Präsentation wurde uns noch gezeigt, wie das Lager zur Gedenkstätte wurde. Zunächst wurde das Lager Esterwegen nämlich als Internierungslager für Nationalsozialisten, die auf ihren Prozess warteten, genutzt. Später wurden die Baracken verkauft und das restliche Lager wurde von der Bundeswehr übernommen. Schließlich wurde es dann zur Gedenkstätte, die 2011 eröffnet wurde.
Nach einer kurzen Pause haben wir dann das Außengelände besichtigt. In kleinen Gruppen sind wir über das Gelände gegangen und haben uns die Gestaltung angesehen. Anschließend wurde uns die Bedeutung der einzelnen Elemente erklärt. Das Lager der Insassen, das mit einem Steinboden ausgestattet ist, ist beispielsweise klar von dem Lager der Wächter, das mit Rasen und vielen Bäumen gestaltet ist, abgetrennt. Dadurch wird das Verhältnis zwischen den Insassen und den Wächtern verdeutlicht. Die einzelnen Baracken werden durch Bäume und Hecken gekennzeichnet. Bei dem Aufbau der Gedenkstätte wurde bewusst darauf verzichtet, die Baracken wieder so zu errichten, wie sie damals bewohnt wurden. Der Grund dafür ist, dass auch viele ehemalige Insassen der Meinung waren, dass die wiederaufgebauten Baracken niemals die Emotionen zeigen könnten, die die Insassen damals dort empfunden haben.
Nachdem wir das Außengelände besichtigt hatten, gingen wir in die Ausstellung. In Kleingruppen haben wir uns dort detaillierter mit dem Schicksal einzelner Gefangener auseinandergesetzt, die aus ganz verschiedenen Gründen inhaftiert worden waren, zum Beispiel, weil sie als Zeugen Jehovas den Kriegsdienst ablehnten. Gerade die Einzelschicksale der Gefangenen zeigten, wie mörderisch der Alltag in den Lagern gewesen sein muss. Für uns ist es heute es dennoch nur schwer vorstellbar, welche Leiden die Menschen dort wirklich erlebt haben.