G E M E I N S C H A F T       L E B E N       L E R N E N

G E M E I N S C H A F T       L E B E N       L E R N E N

News 2020

Anouk auf den Spuren der Geschichte

Teilnahme an offiziellen Gedenkveranstaltungen zur Auschwitz-Befreiung

Von T. Fiebig, 30.01.2020

Bewegende Tage liegen hinter Anouk Vermeulen, Schülerin des Jahrgangs 12 am Marianum. Vom 24. bis 31. Januar hatte Anouk die Gelegenheit, an der internationalen Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus teilzunehmen. Vermittelt hatte diese besondere und überaus interessante Möglichkeit die internationale katholische Organisation der Friedensbewegung „Pax christi“ in den Bistümern Osnabrück und Hamburg. Mit 80 Jugendlichen aus aller Welt arbeitete Anouk in Auschwitz und Berlin zum Thema „75 Jahre Befreiung des KZ Auschwitz“.

Besonders nachhaltig in Erinnerung bleiben Anouk dabei die Eindrücke und Erfahrungen, die sie während des viertägigen Aufenthalts im polnischen Auschwitz gemacht hat. Neben diversen Führungen über das riesige Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers trafen sich die Teilnehmer in regelmäßigen Arbeitsgruppen, um die Erlebnisse zu diskutieren und zu verarbeiten. Im Rückblick berichtet Anouk vom in Auschwitz Erlebten:

„Ich kann nicht nachvollziehen, wie Menschen jemals in der Lage waren, anderen Menschen solche grausamen Taten anzutun. Besonders in dem Bereich, in dem die Haare und die Kleidungsstücke der Getöteten aufbewahrt werden, sowie im Krematorium konnte ich es nicht lange aushalten, da meine Emotionen mich überwältigt haben. Jedoch hat dieser Besuch geholfen, die vorherigen Vorstellungen in meinem Kopf zu vervollständigen und greifbarer zu machen. Was man im Geschichtsunterricht lernt oder in Filmen sieht, ist nicht mit einem realen Besuch des Konzentrationslagers zu vergleichen.“

Daneben war die Teilnahme an der großen Gedenkfeier am 27. Januar im Lager Auschwitz-Birkenau, die von zahlreichen Überlebenden des NS-Terrors sowie höchster Polit-Prominenz gestaltet und begleitet wurde, ein nachhaltig in Erinnerung bleibendes Erlebnis: „Die Gedenkfeier war sehr beeindruckend. Besonders hatte ich mit meinen Emotionen zu kämpfen, als einer Überlebenden während ihrer Rede die Worte fehlten und man ihr direkt den Schmerz, den sie erlebt hat, im Gesicht angesehen hat.“

Allerdings blieb auch Anouk nicht jene bedenkliche gesellschaftliche Entwicklung verborgen, die nicht zuletzt auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Umfeld der Gedenkfeiern mehrfach öffentlich benannte. So beobachtete auch die Marianum-Schülerin, dass „Auschwitz teilweise immer mehr zu einer Touristenattraktion wird und viele Menschen, die diesen Ort besuchen, gar nicht mehr begreifen, wo sie sich befinden – nämlich auf einem riesigen Friedhof. Ich habe das Gefühl, der Respekt vor dem Leiden und dem Schmerz der dort gestorbenen Menschen schwindet immer mehr in unserer Gesellschaft. Wenn man sieht, dass Menschen meinen, sie müssten sich in Auschwitz verewigen, indem sie ihren Namen in die Steine oder Wände der Baracken einritzen, habe ich dafür kein Verständnis.“

Zurück in Berlin bildete die Teilnahme an der offiziellen Gedenkstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages sowie die anschließende Podiumsdiskussion mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin den letzten Höhepunkt der Jugendbegegnung. Knapp eine Stunde lang nahmen sich die Staatsmänner Zeit, um exklusiv die Fragen der Jugendlichen zu beantworten. Dass Anouk die Diskussionsrunde mit der 1. Frage eröffnen durfte, bedeutete den krönenden Abschluss einer ganz sicher unvergesslichen Woche.

 
NACH OBEN