Literatur-Workshop mit Feridun Zaimoglu
Von Wibke Hartmaring und Isabell Weiss (Jg. 12), 22.10.2019
Einem richtigen und erfolgreichen Schriftsteller einmal gegenübersitzen und mit ihm ausgiebig über Literatur sprechen? Das kann es in Meppen doch nicht geben! Oder doch?
Tatsächlich durften am Donnerstag, den 19.09.2019, 17 Schülerinnen und Schüler der Deutsch-Leistungskurse für ein paar Stunden den sonst so spannenden Unterricht verlassen, um im Rahmen des „Literaturfest-Niedersachsen“ an einem Literatur-Workshop teilzunehmen.
Pünktlich um halb zehn trat dann auch der Mann ein, den wir voller Vorfreude erwarteten. Feridun Zaimoglu, ein deutscher Schriftsteller türkischer Herkunft, sorgte mit seinem Auftreten zunächst für augenblickliche Stille unter den Schülern. Denn schon seine äußere Erscheinung, ganz in schwarz gekleidet mit modischen Ketten an Kleidung und Handgelenken, erweckte bei uns einen vertrauenswürdigen und herzlichen Eindruck. Doch spätestens nach seiner Vorstellung war allen klar, dass wir von diesem sehr freundlichen, offenen und faszinierenden Herrn vieles erfahren würden. Und so war es auch. →
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Aufgewachsen in München und Berlin, zog es ihn schließlich nach Kiel, wo er ein Medizinstudium zwar angefangen, jedoch nicht beendet hat, und seitdem als Schriftsteller Erfolge feiert. Sein erstes und wohl bekanntestes Buch ist „Kanak Sprak“, in dem Zaimoglu mit Menschen mit Migrationshintergrund, die sich „am Rande der Gesellschaft“ befinden, ins Gespräch kommt. Doch neben weiteren diversen Büchern verfasste er auch zusammen mit einem Co-Autor Theaterstücke.
Natürlich hatten wir die Möglichkeit, dem Schriftsteller Fragen zu stellen. Ob man es heutzutage als Schriftsteller schwerer habe oder, ebenfalls berechtigt, wie hoch denn die Alkoholikerrate unter Schriftstellern sei. Feridun Zaimoglu nahm zu jeder unserer Fragen Stellung und machte sogar all denen Mut, die sich vorstellen können, diesen Berufsweg einzuschlagen. Denn obwohl man als Schriftsteller einen recht risikoreichen Beruf ausübe, sollten Interessierte sich nicht davor scheuen, ihr Können zu zeigen. Schaden würde dies nämlich niemanden.
Nach einer kurzen Pause, in der viele von uns sich in begeisterter Stimmung austauschten, stand die zweite Hälfte des Workshops bevor. Erwartungsvoll setzten wir uns auf unsere Stühle und waren gespannt auf das, was der Mann mit den Ketten uns als Nächstes zu erzählen hatte. Als eine Art „Eintrittskarte“ zu diesem Workshop wurde uns zuvor die Aufgabe gegeben, einen Text alleine oder in Gruppen zu einem beliebigen Thema zu verfassen. Da diese in der ersten Hälfte des Workshops noch gar nicht thematisiert wurden, konnte sich der ein oder andere schon denken, worüber wir als Nächstes sprechen würden.
Wie bereits erahnt, las Herr Zaimoglu unsere Texte vor oder bat die jeweiligen Autoren höchstpersönlich, ihre Texte vorzulesen. Die Werke reichten von Gedichten und Fabeln bis hin zu philosophischen Texten und Dramenszenen. Herr Zaimoglu zeigte großes Interesse an unseren Texten, indem er sich die Zeit nahm, individuell auf jeden einzugehen, der eine Rückmeldung zu seinem Text haben wollte. Er reflektierte unsere Texte, er kritisierte unsere Texte, vor allem aber das Loben unserer Texte kam dabei nicht zu kurz. Man könnte sogar annehmen, dass er sich von ihnen inspirieren ließ, denn er teilte uns seine eigenen Ideen zur inhaltlichen Fortführung unserer Werke mit. Nicht nur der Inhalt stand im Fokus seiner Kritik, auch die stilistische Umsetzung und gerade die Ausdrucksweise waren das, was er untersuchte – und das auf eine leicht „pingelige“ Art. Diese Weise scheint jedoch typisch für Herrn Zaimoglu zu sein, wie er sich selbst eingestand, jedoch sei höchste Genauigkeit besonders wichtig beim Schreibprozess. Nach ein paar von Literatur geprägten Stunden erkannten auch wir, dass Kleinigkeiten und einzelne Feinheiten wichtige Zutaten großer literarischer Meisterwerke sind.
Anschließend war uns ein letztes Mal die Gelegenheit gegeben, Feridun Zaimoglu mit Fragen zu löchern, jedoch waren die meisten Fragen dank seiner redefreudigen Art schon beantwortet. Zum Schluss gab er uns noch einige Weisheiten mit auf den Weg und wünschte uns das Beste für unsere Zukunft. Den Rest seiner Zeit nahm er sich noch, um uns Tipps für den Deutschunterricht zu geben, bis wir uns letztendlich von einem großartigen Künstler verabschieden mussten.
Herr Zaimoglu zeigte sich während des gesamten Literatur-Workshops als ein sehr aufgeschlossener Mensch, dem das Schreiben eine echte Herzensangelegenheit zu sein scheint. Mit seinem Workshop schaffte er es, in einigen von uns das Interesse für das Schreiben zu wecken oder zu stärken, sodass der ein oder andere von uns inspiriert wurde, den Stift gelegentlich selbst in die Hand zu nehmen.