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News 2018

 

Jugendbegegnung

Von Andreas Kampen (Jg. 12), 12.03.2018

Zum Anlass des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar sind wir, drei Jugendliche des Gymnasium Marianum (Andreas Kampen, Christopher Schütte und Jonas Golkowski), vom 27.01 bis zum 01.02 auf Empfehlung der katholischen Friedensbewegung Pax Christi eingeladen worden, an der offiziellen internationalen Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages teilzunehmen.

Bei dieser schon seit mehreren Jahren stattfindenden Jugendbegegnung treffen sich Jugendliche aus der ganzen Welt, die sich in verschiedenen Organisationen mit dem Thema der Erinnerungskultur beschäftigen. Dieses Jahr waren Vertreter aus Frankreich, Polen, den Niederlanden, aber auch aus Russland oder Pakistan beteiligt.

Der diesjährige Arbeitsschwerpunkt war der Widerstand im Nationalsozialismus. Nach unserer achtstündigen Anreise nach Bayern kamen wir im Max-Mannheimer Haus in Dachau an, in dem der erste Teil des Programms stattfinden sollte. Am Anfang wurde eine kleine Kennenlernrunde veranstaltet, bei der wir in verschiedene Arbeitsgruppen eingeteilt wurden. Diese Arbeitsgruppen sollten während der Woche bestehen bleiben und in den kommenden Tagen zusammen die historischen Orte besuchen sowie Informationen über den Widerstand und im Widerstand aktive Personen sammeln.

Am Abend durften wir dann an einem Vortrag von Prof. Benz über den Widerstand teilnehmen, der uns in das Thema einführen sollte. Am nächsten Tag besuchten wir die Münchener Ludwig-Maximilians-Universität, in der die Widerstandsgruppe Weiße Rose ihre bekannten Flugblätter, die zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus und das Hitler-Regime aufriefen, verteilt haben. In den Arbeitsgruppen arbeiteten wir danach die Lebenswege der einzelnen Mitglieder der weißen Rose heraus.

Zudem hörten wir einen Vortrag des berühmten Prof. Dr. Hockerts zum Thema Widerstand, der durch seine Expertise und sein breit gefächertes Allgemeinwissen beindruckte. Am Abend führten wir eine Podiumsdiskussion mit Ernst Gruber, einem Überlebenden aus dem Konzentrationslager Dachau, der über seine Erlebnisse und seinen Beitrag zum Widerstand berichtete, sowie zwei weiteren Gästen zum Thema des Widerstandes in der heutigen Zeit.

Am dritten Tag besuchten wir die nahegelegene Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau. Bei einer Führung durch das ehemalige Lager erfuhren wir dann mehr über die unmenschlichen Verhältnisse im Konzentrationslager. Zudem haben wir einige emotionale Geschichten über das Leben im Konzentrationslager gehört, welche uns sehr bewegten und emotional aufrüttelten. Außerdem besichtigten wir eine auf dem Gelände befindliche Gaskammer. Dies löste bei allen Teilnehmern ein Gefühl der Traurigkeit und des andächtigen Gedenkens aus. Im Anschluss haben wir uns in den Arbeitsgruppen mit den Insassen des Konzentrationslagers befasst und deren Schicksale erarbeitet.

Abends konnten wir dann ein Zeitzeugengespräch mit einem ehemaligen ukrainischem Häftling und seiner Familie führen. Der Ukrainer berichtete von seinen Fluchtversuchen aus dem Konzentrationslager Dachau und von seinem Leiden im KZ. Sein mutiger Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime führte bei vielen von uns zu einem intensiven Nachdenken über unsere Vergangenheit und Gegenwart. Am nächsten und letzten Tag in Dachau machten wir uns auf den Weg Richtung Berlin und zum Deutschen Bundestag.

Angekommen bezogen wir unser Hotelzimmer und erhielten eine Führung durch den Deutschen Bundestag. Die Teilnehmer waren vor allem von dem Tunnelsystem und der Gemeinschaftlichkeit der einzelnen Gebäude überrascht und begeistert. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Abgeordnetenhaus, in dessen Räumlichkeiten wir uns auf die Gedenkstunde am Mittag vorbereiteten, bei dem wir das Schicksal und den Werdegang der diesjährigen Rednerin, Frau Lasker-Wallfisch, bearbeiteten.

In einer Arbeitsgruppe las ein Flüchtling aus Afghanistan ein berührendes und sehr bewegendes Gedicht über die Situation in seinem Heimatland. Um 13 Uhr nahmen wir dann an dem Hauptprogrammpunkt, der Gedenkstunde im Bundestag, teil, bei der Frau Lasker-Wallfisch eine großartige Rede hielt.

Kurz darauf gab es noch eine Podiumsdiskussion mit Frau Lasker-Wallfisch und ihrer Schwester sowie dem Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble, bei der wir jegliche Fragen stellen durften. Einige dieser Fragen gingen auch manche Teilnehmer persönlich sehr nahe, beispielsweise als es um die heutige Flüchtlingspolitik ging. Als letzter Programmpunkt stand die Reflektion über das Erlebte an. Hier gab es ein durchweg positives Feedback für die Organisatoren des Bundestages.

Vor unserer Abreise am Donnerstagmittag konnten wir noch unsere Bundeshauptstadt mit unseren neuen Bekannten erkunden und sahen Sehenswürdigkeiten, wie das Holocaust Mahnmal, das Brandenburger Tor, das Sony Center sowie die Berliner Mauer. Danach machten wir uns mit einigen Bekannten zurück in das Emsland, wo wir nach fünf Stunden Fahrt ankamen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir in diesen fünf Tagen viele neue Kontakte knüpfen konnten und uns viele verschiedene Kulturen nähergebracht wurden. Uns persönlich hat die Art und Weise, wie sich die Weiße Rose, insbesondere die Geschwister Scholl, für mehr Gerechtigkeit und Frieden eingesetzt haben, sehr berührt und unser künftiges Denken beeinflusst. Vor allem der Besuch des Konzentrationslagers hat Spuren bei uns hinterlassen und unsere Meinung verstärkt, dass sich so etwas in der Geschichte der Menschheit nicht wiederholt werden darf.

Genau aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich die Jugendlichen auch mit dem Holocaust noch auseinandersetzen. Dazu hat die Veranstaltung selbst auch einiges beigetragen. Deswegen ist es wichtig, auch in der Zukunft noch an den Holocaust und dessen Opfer zu erinnern.

 
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