Digitale Lernbegleitung
Jahrgang 7 erprobt den Umgang mit Tablets im Unterricht
Von F. Albers, 17.01.2018
„Good Morning!“ – nach der obligatorischen Begrüßung werden zunächst die Hausaufgaben besprochen, einige Schülerinnen und Schüler holen dazu wie gewohnt die Hefte heraus, während andere die Hausaufgabe auf ihren Tablets aufrufen. Nach der Besprechung projiziert die Lehrerin einen QR-Code an die Tafel den alle scannen um so die heutige Lektion in der Schul-Cloud aufrufen, wo die Lehrerin einen Hörtext und Aufgaben dazu mit unterschiedlichen Schweregraden hinterlegt hat. Die Schüler kann sie dabei individuell begleiten, während diese die Ergebnisse in ihren Heften notieren.
In der zweiten Stunde steht ein chemisches Experiment auf dem Plan. Während zwei Schüler das Experiment durchführen dokumentiert der Dritte im Bunde mit dem Tablet, denn ein beschriftetes Foto des Versuchsaufbaus sowie ein Video der Durchführung gehören zum digitalen Versuchsprotokoll dazu und ermöglichen das eigene Experiment immer wieder nachzuvollziehen und den entscheidenden Moment wiederholt anzusehen.
Lernen mit digitaler Begleitung gehört für Schülerinnen und Schüler des Jahrgang 7 am Gymnasium Marianum ab sofort zum Alltag. Dafür haben alle ein eigenes Tablet von den Eltern erhalten, das nun täglich in die Schultasche gehört. Im Vordergrund steht dabei die Steigerung der Qualität von Schule und Unterricht durch die nachhaltige Förderung der Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler. Dazu gehört ebenso die Reflexion der Nutzung digitaler Helfer aller Art und ihrer Möglichkeiten. Sorgen um den Verlust der Kulturtechniken des Lesens und Schreibens sind dabei aber unbegründet: „Das Heft ist und bleibt das Leitmedium, unsere Gymnasiasten werden weiterhin auch mit der Hand schreiben. Methodisch erweitern die Lernbegleiter jedoch die Möglichkeiten zur Individualisierung und Binnendifferenzierung im Unterricht enorm.“
Der Prozess der digitalen Transformation ist auch in der Schule unaufhaltsam. Die Medienkompetenz ist auch nach Ansicht des Kultusministeriums als vierte Kulturtechnik anzusehen, die zu fördern Aufgabe von Schule ist. „Wir setzen diese Forderung am Marianum mit der Einführung der digitalen Lernbegleiter nun ab Jahrgang 7 konsequent um!"
Vorbereitend steht bereits seit 2015 in Klasse 5 das Fach ITG (Informatorische Grundbildung) mit einer Wochenstunde auf dem Stundenplan. Hier nutzen die Schülerinnen und Schüler Tablet-Koffer. Die Lehrerinnen und Lehrer der AG „Neue Medien“ haben für ITG ein eigenes Curriculum entwickelt, mit dem gleich zu Beginn der gymnasialen Laufbahn die notwendige Basis für digital gestütztes Arbeiten geschaffen wird. Während der Einführungsphase der digitalen Lernbegleiter in der 7 stehen zudem ältere Mitschüler als „Tabletscouts“ den Siebtklässlern bei Problemen helfend zur Seite.
„Nachdem am Gymnasium Marianum in den vergangenen Jahren großer Wert auf eine zeitgemäße technische Infrastruktur (schulweites WLAN, aktuelle Server- und Projektionstechnik) gelegt wurde haben wir uns im nächsten Schritt für die Nutzung heterogener elternfinanzierter Tablets (BYOD – Bring Your Own Device) im Unterricht entschieden.“ Wesentlich auf der technischen Seite ist dabei über einen Grundstock an universalen Apps zu verfügen, mit denen intuitives, gemeinsames und auch kollaboratives Arbeiten auch über die unterschiedlichen Betriebssysteme hinweg unkompliziert möglich ist. Begleitet wird die Einführung daher zeitgleich durch Fortbildungen zur Nutzung von Schul-Cloud und zentralen Apps für das Lehrerkollegium.
Die Schul-Cloud, an deren Entwicklung das Marianum von Beginn an als Pilotschule beteiligt ist, wird als bundesweites vom BMBF gefördertes Gemeinschaftsprojekt des Hasso-Plattner-Institutes in Potsdam (HPI) gemeinsam mit dem nationalen Excellence-Schulnetzwerk MINT-EC entwickelt.
Einen interessanten Einblick in die Arbeitsweisen des HPI erhielten einige Schülerinnen und Schüler sowie Lehrer im Dezember während eines Workshops am HPI in Potsdam, auf dem die Grundlagen des am HPI gelehrten „Design Thinkings“ kompakt vermittelt und dann auf die Entwicklung weiterer Nutzungsszenarien für die Schul-Cloud übertragen wurden.
Mit der Nutzung von Tablets im Unterricht entsteht ein Bedarf im Bereich der konkreten Planung und Durchführung digital gestützten Lernens. Es gibt hier bereits viele Programme und Portale, die Unterstützung bieten, jedoch sind diese Lösungen oft wenig intuitiv, es bestehen Berührungsängste. Mit der Schul-Cloud wird ein von Schülern wie Lehrern einfach und intuitiv nutzbares webbasiertes Lern-Management-System entwickelt, das zudem weniger gut ausgestattete Schulen auch in den Bereichen Kommunikation und Dateimanagement unterstützt. „Die Schul-Cloud ermöglicht uns Unterrichtsphasen vorzustrukturieren, Aufgaben und Materialien einzustellen. Die Schüler können ihre Lösungen digital abgeben und ein Feedback bekommen. So erhalten wir schnell einen Überblick über den Lernstand unserer Schülerinnen und Schüler und können gegebenenfalls auch individuelle Lernpfade anbieten.“ Weitere Vorteile; Schülerinnen und Schüler können im Krankheitsfall grad auch bei längerer Abwesenheit dem Unterrichtsgeschehen folgen und am Ende eines Schuljahres steht neben dem analogen Heft ein digitales Portfolio der Unterrichtinhalte zur Verfügung.
Am Ende der Chemiestunde stellt eine Gruppe ihr digitales Versuchsprotokoll vor, das zunächst mit der Klasse besprochen und nach gemeinsamen Ergänzungen allen als Datei zur Verfügung gestellt wird.