Wettbewerb der Emsländischen Landschaft
Sarah Deters mit Schülerpreis ausgezeichnet
Von H. Harnack (Meppener Tagespost), 23.05.2016
"Meppen. Der „Schülerpreis der Emsländischen Landschaft für Kultur und Geschichte“ gilt als eine der herausragenden Auszeichnungen in der Region. Im Gymnasium Marianum Meppen sind die diesjährigen Preisträger ausgezeichnet worden.
Schulleiter Leo Pott sagte, aus schulischer Sicht sei es sehr sinnvoll, Regionalgeschichte als Schlüssel zum Geschichtsverständnis schlechthin zu begreifen. „Wir leben im Moment in einer Zeit, in der man das Gefühl hat, einige haben den Geschichtsunterricht versäumt“, sagte Pott. Er und viele andere machten sich Sorgen um ein Europa, das seine Geschichte und seine Werte vergessen habe. „Die Idee, autoritäre Lösungen könnten helfen, scheint wieder in die Köpfe der Menschen zu geraten“, bedauerte Pott.
Schon sein Vater, der fast 100 Jahre alt geworden war und die Wirren des 2. Weltkriegs miterleben musste, habe ihm früher gesagt: „Wenn ‚ne nich wäss, wo de herkumms, dann kann’s die drock verloopen!“ Auf hochdeutsch: Kennst du deine Wurzeln nicht, hast du ein Problem, dich zurecht zu finden.
Die Emsländische Landschaft e. V. für die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim fördert kulturelle Bildung, kulturelles Leben sowie regionalbezogene Forschung in all ihren Facetten. Vizepräsident Josef Brüggemann erläuterte, ein Schwerpunkt des Vereins sei die landesgeschichtliche Forschung. Mit dem Schülerpreis der Emsländischen Landschaft für Kultur und Geschichte werden herausragende Schülerarbeiten ausgezeichnet, die sich mit der Regional- und Kulturgeschichte des Emslandes und der Grafschaft Bentheim auseinander setzen. „Zum Glück gibt es viele Lehrer und Schulleiter, die diese Arbeit unterstützen“, dankte Brüggemann den Pädagogen für ihre Arbeit an den jeweiligen Projekten.
Er machte deutlich, dass die eingereichten Arbeiten qualitativ hohen Ansprüchen genügen müssten: „Es muss ein eigenständiger wissenschaftlicher Ansatz erkennbar sein, die Arbeit muss im Rahmen der schulischen Beschäftigung von Schülern in der Sekundarstufe II angefertigt sein und darf noch nicht veröffentlicht worden sein“, zählte er die Vorgaben auf.
Mirko Crabus, Leiter des Stadtarchivs Lingen, erklärte, warum die letztjährige Abiturientin des Marianums, Sarah Deters, mit ihrer Arbeit „Tägliche Manipulation im Dienste des Nationalsozialismus- Schulalltag im Emsland bis 1945“ den mit 500 Euro dotierten ersten Preis zugesprochen bekommen habe. „Die Autorin ist einer klar formulierten Frage gefolgt, nämlich die tägliche Manipulation spürbar war und welche Folgen sich daraus ergaben“.
Die Arbeit leiste eine Hilfestellung, sich den damaligen Schulalltag vergegenwärtigen und eventuell mit der heutigen Zeit vergleichen zu können, sagte Crabus. Zunächst habe es, durch den Katholizismus geprägt, einen Widerstand gegen den Nationalsozialismus gegeben. „Einen besonderen Stellenwert erhalte die Arbeit durch ein mehr als einstündiges Interview mit einer Zeitzeugin, die Abiturientin am damaligen Lyzeum war“, stellte Crabus fest. Er zitierte aus der Arbeit von Deters, dass Hitlers Werk „Mein Kampf“ bis zum Abitur habe gelesen werden müssen. Die besondere Stärke der Arbeit sei, dass Deters es geschafft habe, immer eine wissenschaftliche Distanz zum Thema beizubehalten."
Weitere Preisträger des Marianums sind: Johanna Off und Julian Wilmes.