24. Forum Marianum
Dr. Malte Persike über Vermeidung einer Kluft zwischen Schule, Studium und Beruf
Von H. Breer, 17.01.2016
Ironischerweise habe ein zweifacher Münzwurf dazu geführt, dass er nun ein Statistikdozent sei, so begann Dr. Malte Persike, Akademischer Rat der Uni Mainz und Ehemaliger Schüler unseres Abiturjahrganges 1995, seinen sehr unterhaltsamen und informativen Vortrag im Rahmen des 24. Forum Marianum. Dass es nicht allein das Münzwerfen gewesen sein konnte, worauf sich seine Erfolge begründen, davon durften sich die Zuhörer der gut gefüllten Aula des Gymnasium Marianum im Verlaufe des Abends überzeugen. Neben den amüsanten Anekdoten zu seinem beruflichen Werdegang waren insbesondere die Einblicke in seine Art zu lehren aufschlussreich.
"Wissen in Köpfe kriegen - geht digital alles besser?" lautete schließlich die Fragestellung, der Dr. Persike in seinem Vortrag nachging. Es finde derzeit eine schleichende Digitalisierung statt, die er anhand einer Befragung des heterogenen Plenums in der Aula nachzuweisen wusste. So war sehr schnell geklärt, dass die Nutzung digitaler Medien unseren Alltag in vielen Bereichen nicht nur berührt, sondern bestimmt und dies generationenübergreifend. Fraglich sei deshalb, weshalb die Digitalisierung, die unser privates Leben durchsetze, nur verzögert Einzug in die Lehre und das Lernen halte, wobei sie sich auch hier zumindest deutlich zeige. So benutze man an der Uni nicht mehr Handapparate, Overhead-Folien, Infotafeln oder Taschenrechner. Stattdessen bediene man sich selbstverständlich elektronischer Downloads, PowerPoint, Apps und mobiler Geräte wie des Smartphones.
Spannend war vor allem, zu sehen, dass bei Persike insbesondere selbst erstellte Lehrvideos eine zentrale Stellung einnehmen, da er diese nach dem Prinzip des Flipped Classroom einsetze, was seltsamerweise nicht zu vollends geleerten Hörsälen geführt habe. Im Gegenteil, seine Studenten zeigten sich motivierter und engagierter als zuvor. Eine Erkenntnis, die das Potenzial des Einsatzes digitaler Medien in der Lehre und auch in der Schule zeige. Diesbezüglich zeichneten sich laut Persike echte Trends ab. Neben dem Prinzip des Flipped Classroom seien dies z.B. kollaboratives Arbeiten, Social Reading oder der Tableteinsatz und damit die verstärkte App-Nutzung in der Lehre.
Eine deutlicher Einbezug digitaler Medien im Schulunterricht etwa sei jedoch nur eingebettet in ein überlegtes didaktisches Konzept gewinnversprechend, eine übereilte Ausstattung aller Schüler mit Tablets nur schwer vorstellbar, so der Statistikdozent. Vorher seien Grundlagen zu legen, nicht nur auf Seiten der technischen Ausstattung, sondern insbesondere in der Fortbildung der Lehrkräfte. Dann jedoch, und hier berief sich Persike auf verschiedene Studien zum Tableteinsatz an Schule, führe eben dieser sowohl auf Schüler als auch auf Lehrerseite zur Steigerung der Motivation im und Zufriedenheit mit Unterricht.
"Geht digital [nun] alles besser?" - sicher nicht, doch der Abend zeigte Schülern, Eltern, Lehrern und allen weiteren interessierten Zuhörern, dass ein wohlüberlegter und sorgsam geplanter Einsatz digitaler Medien viele zusätzliche Facetten zu bisherigen Lehrmethoden schaffen kann, zu einem zeitgemäßen Unterrichten beitragen wird und sich angesichts der vielfach erhobenen Forderung nach einer Verbesserung der Medienkompetenz heutiger Schüler geradezu aufdrängt.
Unterricht könne sich verbessern, dies sei natürlich nicht zwangsweise an der Digitalisierung festzumachen, die aber große Chancen biete, fasste Persike zusammen und schloss nach einer intensiven Fragerunde im Anschluss an seinen Vortrag mit dem Hinweis, dass der Versuch eines reinen Aussitzens der Entwicklung fahrlässig sei.
In seinem Schlusswort bedankte sich Schulleiter Leo Pott bei Dr. Persike somit einerseits für die Einblicke in die Anwendung innovativer Lehrkonzepte und fasste in seinem Resümee andererseits die derzeitige Entwicklung unserer Schule ins Auge. Diese sei deutlich darauf ausgerichtet, den von Dr. Malte Persike beschriebenen Weg behutsam und durchdacht, angepasst an das System Schule, zu beschreiten, da er einer Meinung mit dem Referenten sei, wenn dieser sage, es dürfe hinsichtlich der digitalen Kompetenz keine Kluft aufkommen zwischen Schule, Studium und Beruf.
Und so bot auch dieser Vortrag im Rahmen des Forum Marianum, was sich die Zuhörerschaft erhoffte: Einblicke in den beruflichen Werdegang eines ehemaligen Schülers unserer Schule und darüber hinaus in aktuelle Entwicklungen, die in diesem Fall auch hinsichtlich der Übertragung auf das System Schule äußerst interessant waren.