Marianum im November
Gedenken an die Pogromnacht
Von Fiona Schlesiger, 27.11.2015
Vor zwei Jahren, im Frühling 2013, habe ich meine Osterferien in Polen verbracht. Mit meinen Eltern, meiner besten Freundin und einer befreundeten polnischen Familie besuchte ich die Universitätsstädte Breslau und auch Krakau, wo Johannes Paul II bis zu seiner Wahl zum Papst gewirkt hatte.
Außerdem haben wir die Gelegenheit genutzt und sind nach Auschwitz gefahren, um dort das Konzentrationslager zu besichtigen.
Schon beim Eintritt überkam mich ein beklemmendes Gefühl. Diese Atmosphäre wurde später besonders eindringlich, als wir die Räume betraten, in denen damals die Gefangenen untergebracht waren. Hier war eine Art Museum eingerichtet worden, in dem unter anderem unvorstellbare Massen von Haaren, Schuhen, Koffern und anderen persönlichen Gegenständen der Insassen aufgetürmt waren. Weiterhin waren einige Wände mit Fotos der Menschen ausstaffiert, die hier gefangen gehalten wurden.
Von einem Moment zum anderen waren die schrecklichen Ereignisse, die an diesem Ort einst stattgefunden hatten, nicht mehr so weit weg wie sonst, sondern wurden für mich zunehmend greifbar. Aus der Masse von Menschen, von der sonst oft die Rede ist, wurden plötzlich Individuen; das Kind bekam wortwörtlich einen Namen. Erst jetzt konnte ich mich auch nur ansatzweise in das einfühlen, was diese Menschen hier durchmachen mussten.
Für mich, und damit spreche ich sicherlich stellvertretend für viele andere in meinem Alter, war, ist und wird es immer schwierig sein, sich mit Ereignissen wie der Reichspogromnacht auseinanderzusetzen, da wir nie persönlich davon betroffen waren. Orte wie Auschwitz aber lassen die Geschichte ein Stück weit lebendig werden und zeigen sehr deutlich: Wir dürfen nicht zulassen, dass so etwas noch einmal passiert. Somit betrifft das bereits Vergangene uns zwar nicht direkt, aber überträgt uns die Verantwortung, solche Geschehnisse unbedingt zu verhindern.
Dies gilt besonders jetzt, in einer Zeit, in der viele Menschen unterschiedlichster Nationen, Kulturen und religiöser Herkunft in unser Land kommen. Auch in Meppen sind Flüchtlinge an- und untergekommen und müssen in die Gesellschaft integriert und vor allem von ihr vorurteilsfrei akzeptiert werden.
Das gemeinsame Gedenken an die Pogromnacht und alle weiteren Verbrechen des Nationalsozialismus ist also wichtig, einerseits um den Menschen Trost zu spenden, die unter den Folgen zu leiden hatten und haben und andererseits, um sich immer wieder daran zu erinnern, dass ein Jeder dazu beiträgt, unsere Gesellschaft weiter zu entwickeln.