Bester Abiturient kommt aus Meppen
Sebastian Oehm geht nach Cambridge
Von T. Böckermann, Meppener Tagespost, 23.07.2015
"Meppen. „Aus dir wird mal was, du Schlaufuchs!“ Das sagt ein ungenannter Mitschüler von Sebastian Oehm. Der 17 Jahre alte Meppener hat gerade sein Abitur geschafft – als bester Schüler in ganz Niedersachsen. 898 von 900 möglichen Punkten weist Oehms Reifezeugnis aus, das hat an seiner Schule, dem Gymnasium Marianum Meppen, vor ihm noch nie jemand geschafft. Im Klartext bedeutet das: nur in Geschichte und in Englisch hat er im Laufe der Jahrgänge 11 und 12 je einmal keine 15 sondern nur 14 Punkte erhalten, Schnitt 1,0. Sebastian Oehm ärgern die zwei fehlenden Punkte überhaupt nicht, obwohl er schon früh durchaus einen gewissen Ehrgeiz entwickelt hatte. Vor allem aber interessiert er sich für Gott und die Welt. „Das war schon immer so“, sagt er. „Ich habe viele Interessen und kann mich für vieles begeistern. In der Schule hat das sicher geholfen. Ärger mit den Noten hatte ich nie.“ Als Leistungsfächer wählte er Chemie, Biologie und Mathe, Prüfungen absolvierte er noch in Deutsch und Religion.
Tatsächlich bescheinigen ihm Jahrgangskoordinator Uli Weßling und Englischlehrerin Sandra Schnaider ein hohes Maß an Organisation: „Er hat seinen Tag einfach genutzt“, sagt Schnaider. „Das Zeitmanagement war phänomenal, die notwendigen Erholungsphasen kurz.“ Fast schon folgerichtig hat der junge Meppener nicht nur das beste Abitur des Jahres in ganz Niedersachsen hingelegt – übrigens bescheinigt durch ein Schreiben aus dem Kultusministerium in Hannover, sondern nebenbei auch noch eines in englischer Sprache abgelegt. Vier sogenannte A-Levels stehen auf seinem Haben-Konto und damit ein zweites, international anerkanntes Abitur. Allein für die A-Levels waren neben dem normalen Abi 19 weitere Prüfungen zeitgleich notwendig – ein enormes Pensum, das Sebastian Oehm absolvieren musste, aber auch wollte.
Denn er hatte schon seit einiger Zeit ein Ziel vor Augen: Ein Studium der Chemie im Cambridge. „Ich habe lange Zeit gedacht, in Cambridge kann man nur studieren, wenn man besonders viel Geld hat“, sagt er. „Aber das ist nicht so. Dort muss man bestimmte Voraussetzungen mitbringen, zum Beispiel Sprachkenntnisse und sehr gute Noten. Die wollte ich erreichen und habe es geschafft.“ Inzwischen hatte Sebastian ein Vorstellungsgespräch an der britischen Uni und ist angenommen worden – im Oktober zieht er auf die Insel und studiert Naturwissenschaften. Später will er in die Forschung gehen. „Das wird spannend“, ist er sich sicher und spricht aus Erfahrung: sechs Jahre lang ist er beim Wettbewerb „Jugend forscht“ den Dingen auf den Grund gegangen, war mit einem Mitschüler Landessieger mit dem Versuch , Medikamentenrückstände aus Wasser zu filtern. Wer nun glaubt, Sebastian Oehm hat seit der fünften Klasse nur im stillen Kämmerlein gelernt und das übrige Leben verpasst, der irrt. Seit Jahren spielt er Gitarre, in Karate hat er den Schwarzgurt erkämpft, an der Schule engagierte er sich im Kreisschülerrat, und auch für die Junge Union war er aktiv.
Nun bleibt noch eine letzte Befürchtung abzuarbeiten, nämlich die, ein Schlaufuchs wie Sebastian Oehm könnte es doch schwer haben mit seinen Mitschülern. Aber so war es nicht. In der Abi-Zeitung hat er nicht nur selbst sein eigenes Lebensmotto „Immer optimistisch sein“, verewigt, sondern viele Mitschüler haben ihn in jeweils einem Satz charakterisiert. Negative gab es nicht, einige andere seien hier stellvertretend genannt: „Du warst nie arrogant oder überheblich“, stattdessen „unfassbar nett, lustig, hilfsbereit, super lieb, begehrtester Sitzpartner, prägend und alles in allem „einfach ein korrekter Typ.“ Bevor es für Sebastian Oehm nun nach Cambridge geht, bleiben noch einige Wochen Zeit. Und die will er nutzen, nur etwas anders als bisher. Er geht zum Geldverdienen auf den Bau."