„Abschied an der Grenze"
Zeitzeuge B. Grünberg berichtet im Marianum von seiner Flucht vor den Nazis
Von Meppener Tagespost, 21.06.2015
"amax MEPPEN. „Wenn man aus der Vordertür rausgeschmissen wird, versucht man nicht, durch die Hintertür wieder hineinzukommen.“ Bernhard Grünberg, der in Lingen geboren ist, hat Schülern des Gymnasiums Marianum Meppen von seiner Flucht nach England und dem Nazi-Regime berichtet.Der gesamte Jahrgang zehn versammelte sich in der Aula, um Bernhard Grünberg zuzuhören. Der 91-jährige besucht zurzeit mehrere Schulen, in denen er von seinem Leben und den Herausforderungen, sich in einem völlig fremden Land zurechtzufinden, berichtet.
Er erzählte, wie ihn 1938 sein Vater beim Kindertransport nach England bis nach Bentheim begleitete. An der niederländischen Grenze nahm er Abschied. Das war das letzte Mal, dass er ihn sah, auch wenn das der damals 15-Jährige nicht ahnte.
Für Grünberg begann ein neues Leben in einem Land, in dem er weder mit der Sprache noch mit der Bevölkerung vertraut war. Um den Schülern diese Umstellung möglichst anschaulich zu demonstrieren, hält Grünberg seinen Hausschlüssel hoch und zeigt, wie man hier in Deutschland damit normal eine Tür öffnet. Dann dreht er ihn um er erklärt: „In England hält man den Schlüssel genau anders herum und genau da fingen schon meine Probleme an“.
Schritt für Schritt adaptierte er sich in der Gesellschaft, lernte die Sprache und konnte als Kuhmelker arbeiten. Er fühlte sich als Teil des Volkes, nicht ausgegrenzt und nicht minderwertig behandelt. England war sein neues Zuhause geworden. „Und doch“, fügt er mit leichtem Wehmut hinzu, „konnte ich abends die Tränen nicht zurückhalten.“
Nach seinen Vorträgen im Emsland kehrt der gebürtige Lingener wieder zurück in sein Heimatland, England."