Forum Marianum

 

Prominenter Jugendrichter Andreas Müller (Abi 81) zu Gast am Marianum

Von Webmaster, 10.10.2014
Einen interessanten und anregenden Vortrags- und Diskussionsnachmittag versprach zu Beginn des 22. Forum Marianum Moderator Christoph Migura dem Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula, als er den bekannten Jugendrichter Andreas Müller begrüßte und den Anwesenden vorstellte. Und tatsächlich sollte er nicht zu viel versprochen haben.

Zu Beginn seiner Ausführungen überraschte Medienprofi Müller allerdings mit dem Geständnis, „sehr aufgeregt“ zu sein. Wenn er auch allein im vergangenen halben Jahr an etwa 50 Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen teilgenommen habe, sei es doch auch für ihn etwas ganz Besonderes, an der eigenen alten Schule aufzutreten.

So berichtete Andreas Müller denn zunächst aus seiner eigenen Schulzeit, nicht ohne dabei sogleich zwei seiner alten Lehrer zu begrüßen; er freue sich besonders über die Anwesenheit der Patres Bleischwitz und Wenk, weil gerade sie ihn für sein ganzes weiteres Leben mitgeprägt hätten. Überhaupt verdanke er seiner Schule, die ihn in persönlich schwerer Zeit – sein Vater war gerade früh verstorben – aufgenommen habe, sehr viel und er sei noch heute stolz darauf, ein Marianum-Absolvent zu sein.

Geschickt unternahm Müller nun einen biografischen Streifzug, den er mit vielen Detailinformationen anreicherte, sei es über das Schulleben in den Siebzigern, sei es über das Leben an der Uni, sei es über die juristische Fachausbildung, sei es über die Praxis als Richter. Er hob sehr darauf ab, immer versucht zu haben, sich für seines Erachtens notwendige Rechte eingesetzt zu haben und – auch in seinen teils Aufsehen erregenden Urteilen - das Gerechtigkeitsgefühl, das er für sich proklamiere, walten zu lassen. Im Vortrag begeisterte Müller vor allem die Schüler im Publikum durch seine witzig-trockene Art des Vortrags – und auch da, wo ihm der Tonfall etwas zu flapsig geriet, nahm er dem die Spitze, indem er hoffte, „jetzt keine 6 im mündlichen Ausdruck“ zu bekommen.

Im Anschluss stand Richter Müller dann den zahlreichen Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Dabei nahm er Stellung zu den von ihm verhängten Urteilen, wobei er differenzierend darauf hinwies, dass er – in der Presse wurde er des öfteren als „härtester Richter Deutschlands“ bezeichnet - harte Urteile nur bei Intensivtätern und speziell bei Gewaltdelikten verhänge. In diesem Zusammenhang erläuterte er auch die mit dem Kriminologen Pfeiffer diskutierte Meinungsverschiedenheit über den Sinn von Haftstrafen. Insgesamt legte er – ausgehend von der Unabhängigkeit der Judikative, mit Hinweis auf die vielen sinnvollen Kontrollorgane der Justiz und nicht zuletzt den immer noch gültigen Rechtsgrundsatz „In dubio pro reo“ - Wert darauf zu betonen, dass Deutschland ein hervorragendes Rechtssystem habe. Allerdings dauerten seiner Meinung nach Strafverfahren grundsätzlich zu lange, um die Strafen wirksam werden zu lassen; zugleich müsse im Rahmen des Strafvollzugs, besonders bei Jugendlichen, mehr in die Ausgestaltung von Resozialisierung investiert werden.

Da Herr Müller am Abend einen weiteren Vortragstermin hatte, musste die Veranstaltung nach anderthalb Stunden beendet werden. Die Vielzahl und Intensität der Fragen zeigten aber das große Interesse der Anwesenden. Moderator Christoph Migura bedankte sich schließlich mit Dankesworten und einem Präsent bei Andreas Müller für den gelungenen Nachmittag. Dass das Publikum tatsächlich viel Interessantes erfahren hatte und zugleich gut unterhalten wurde, bestätigte der begeisterte und lang anhaltende Schlussapplaus.

Gleichwohl ließ es sich Andreas Müller nicht nehmen, ein besonderes Schlusswort anzuschließen. Er wies die versammelten Schüler darauf hin, dass sie in eine glückliche gesellschaftliche Lage hineingeboren worden seien und überdies – nicht zuletzt durch die Ausbildung am Marianum – dazu prädestiniert seien, Verantwortung zu übernehmen und höhere Positionen zu erreichen. Daher seien sie ihrerseits es der Gesellschaft schuldig, etwas zurück zu geben. Er verband diese Überlegung mit dem Appell sich zu engagieren – ob in Parteien, Vereinen oder karitativ-sozialen Einrichtungen – und so zur weiteren Verbesserung einer Welt, die noch durch Kriege, Armut und Fremdenfeindlichkeit geprägt sei, beizutragen.

Insgesamt kann der Vortragsnachmittag als ein Highlight in der Reihe der Vorträge des Forum Marianum bewertet werden. Großer Dank geht also an unseren ehemaligen Schüler Andreas Müller sowie die Herren Pott und Migura als Veranstalter!