Zufrieden ist die Vorsitzende des Schulelternrates, Helga Meyer, dass sie Moritz Becker für die Auftaktveranstaltung der Reihe „elternZEIT“ gewinnen konnte. Foto: Anna Hundehege. |
elternZEIT
Elternabend zum Thema Mediennutzung am Marianum
Von Meppener Tagespost, 20.06.2014
"Dass Jugendliche den ganzen Tag lang an ihren Smartphones hängen und unbesonnen mit persönlichen Daten im Internet umgehen, ist ein von Eltern viel beklagtes Phänomen. Warum sie sich so verhalten und wie Eltern sich verhalten sollten, erklärte Moritz Becker von smiley Hannover den Eltern im Rahmen der neuen Reihe „elternZEIT“ am Meppener Gymnasium Marianum.Auf humorvolle Weise brachte er den Eltern die Medienwelt ihrer Kinder näher. Am Beispiel der Dreizehnjährigen Max und Lisa erläuterte er das zentrale Motiv, das das Verhalten von Jugendlichen beeinflusst: die Suche nach Orientierung und Identität. Sie befänden sich in einem ständigen Rollenspiel, bei dem es darum gehe, Rückmeldung zu bekommen, wie diese Rollen nach außen wirken. Dabei sei es besonders wichtig, Anerkennung und Aufmerksamkeit zu erfahren. Leider, so Becker, tendierten Eltern dazu, nur negative Rückmeldung in Form von Meckern zu geben. Da sei es doch verständlich, dass Jugendliche sich ihre Rückmeldung lieber in einer Welt der Likes auf Facebook holen. Kinder bräuchten gute Vorbilder und einen Menschen, der sich Zeit nimmt für ihre Anliegen.
Dass Facebook massenhaft Daten über sie sammelt und auch unerwünschte Personen mitlesen können, darüber würden gerade junge Schüler nicht nachdenken. Deshalb gelte es, ein Bedürfnis nach Privatsphäre zu schüren, indem beispielsweise darauf aufmerksam gemacht wird, dass ein nicht ausreichend geschütztes Profil auch der Lehrer einsehen könnte.
Als Leitfaden für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet empfahl er „Klicksafe“, eine Initiative der EU. „Max und Lisa haben keine Vorbilder in der Mediennutzung, uns fehlen die Vorbilder in der Medienerziehung“, schilderte Becker das Problem, vor dem Eltern heute stehen, denn Erziehungsmuster würden stets von Generation zu Generation weitergetragen. „Es muss uns nicht gefallen, aber wir müssen es verstehen“, sagte er über das Internet.
Ein relativ neues Phänomen sei heute WhatsApp, das noch weitaus mehr Angriffsfläche für Beleidigungen biete. Jedoch handele es sich in acht von zehn Fällen um Missverständnisse, und in den restlichen zwei Fällen seien nicht die sozialen Medien schuld. In Gruppen seien Jugendliche von 6 bis 23.30 Uhr vernetzt.
Wenn die Klassengemeinschaft im Klassenzimmer nicht funktioniert, kann sie auch nicht im Internet funktionieren, erklärte er. Deshalb seien Sozialkompetenz und Medienkompetenz klar voneinander zu trennen.
Der Sender einer Nachricht erhält bei WhatsApp Auskunft über den Eingang beim Empfänger und darüber, ob dieser die Nachricht gelesen hat. So entstehe für die Jugendlichen ein Druck, sofort zu antworten, um den Gesprächspartner nicht zu kränken. Beim Mittagessen komme es daher oft zu einem Dilemma zwischen Streit mit dem Freund und Streit mit den Eltern. Eine Lösung könne ein Handyverbot am Tisch sein, langfristig halte er Verbote aber nicht für zielführend, so Becker. Von der Masse an unnötigen Informationen, die in Gruppen verschickt werden, seien die Jugendlichen zumeist selbst gestört, wie er aus seiner Erfahrung durch die Arbeit mit Schulklassen berichtet. Hier sei das Gespräch mit den Jugendlichen zu suchen, damit sie sich als Gemeinschaft selbst Regeln setzen. „Das Wichtige ist, mit den Kindern zu sprechen“, brachte es Leo Pott abschließend noch einmal auf den Punkt.
Häufiges Lachen, betroffene Mienen und zustimmendes Gemurmel zeugten davon, dass Becker mit seinem Vortrag ins Schwarze getroffen hat. Die Vorsitzende des Schulelternrates Helga Meyer zeigte sich sehr zufrieden mit der ersten Veranstaltung angesichts der gefüllten Aula und der positiven Rückmeldung, die sie vonseiten der Eltern erhielt. „Es ist ein Projekt von Eltern für Eltern“, betonte sie und forderte zu aktiver Teilnahme an der neuen Reihe „elternZEIT“ auf. Entstanden sei die Idee in enger Zusammenarbeit mit den Beratungslehrern der Schule.
Zweimal jährlich sollen Veranstaltungen zu erziehungsrelevanten Fragen stattfinden. Schulleiter Leo Pott unterstützte die Elterninitiative: „Die Zusammenarbeit von Schule und Eltern in Erziehungsfragen wollen wir besser koordinieren.“ Gerade beim Thema Medien sei dies von zentraler Bedeutung, da die Eltern bei der Geschwindigkeit ihrer Kinder nicht mehr mitkämen."
Anm. d.R.: Der Vorstand der Schulelternschaft bedankt sich bei den Eltern für das zahlreiche Erscheinen und das Interesse.