Der Golf von Neapel und Rom – zwei Wochen in Italien
Eine
traditionelle Abiturfahrt des Gymnasium Marianum
Von R. May, 10.11.2013
Zum 27. Mal schnürten Marianer ihre Reiseschuhe, um sich auf
dieser traditionsreichen und zur unentbehrlichen Institution gewordenen
Studienfahrt den Quellen unserer abendländischen Kultur zu
widmen. Und wieder gehörte der Golf von Neapel zum Programm
dieser erlebnisreichen Fahrt in die Antike. In 12 Tagen bot sich den
Schülern die Chance, dem teutonischen Wetter zu entfliehen und
hineinzutauchen in die viel wärmere und phantasiereichere
„Götter“-Welt der Griechen und
Römer. Präpariert in einem abendlichen
Vorbereitungstreffen, in dem die verantwortlichen Lehrer neben
Behandlung inhaltlicher Themen auch ihre Liebe zu Italien weitergeben
konnten, öffnete sich den Schülern der Blick in die
südländische, uns „Germanen“ oft
so fremd erscheinende Wesensart. Dass dabei falsche Vorurteile und
Klischees abgebaut bzw. korrigiert werden konnten, war ein nicht
unwesentlicher Aspekt der Fahrt. Als feierlicher Ausdruck dieses
Kulturverständnisses darf das Fahrtenlied „Sono
l’italiano“ (Ich bin ein Italiener) angesehen
werden, das von allen täglich laut und überzeugt
mitgesungen wurde. In den vier Tagen am Golf von Neapel wurden mit der
nötigen Muße und Intensität die
historischen Stätten Pompeji, Herculaneum, Cumae, Baiae, der
Vesuv und Paestum besucht. Geeigneter als durch Goethe, der am
23.März 1787 Paestum besuchte und „den Genius pries,
dass er ihn diese so wohl erhaltenen Reste mit Augen sehen
ließ“, kann man das eigene Erleben
solcher Stätten nicht begründen. Nicht nur die Worte
Goethes motivieren die Lateinlehrer des Marianum, alljährlich
eine solche Studienfahrt anzubieten. Es ist auch eine Art Dank an die
Schüler für ihr Interesse an Latein. Denn das
Marianum gehört zu den Schulen in Niedersachsen, in denen
Latein auch in der Oberstufe erfolgreich und mit großer
Beliebtheit betrieben wird, gibt es doch in der Regel zwei Kurse auf
erhöhtem und zwei Kurse auf grundlegendem Niveau. Und so kann
es sicherlich als Frucht unterrichtlicher Bemühungen gewertet
werden, dass diese Studienfahrt alljährlich mit etwa 50
Schülern stattfindet. Den Höhepunkt dieser Reise
stellt natürlich der Aufenthalt in Rom dar. Eine
mitten im Zentrum liegende Unterkunft stellt den Ausgangspunkt der
„römischen Spaziergänge“ dar, auf
denen alle geschichtsträchtigen Stätten der Antike
(Kapitol, Forum, Palatin, Kolosseum) sowie die bedeutendsten Kirchen
und Plätze mit ihren schönen Brunnen erwandert
werden. Obligatorisch für eine deutsche Gruppe ist
selbstverständlich der Besuch der Fosse Ardeatine, in denen
1944 die Nationalsozialisten als Racheakt für einen Anschlag
der italienischen „Resistance“ ein
fürchterliches Gemetzel an 325 unschuldigen Bürgern
veranstalteten. Natürlich fehlt auch nicht der Ausflug nach
Tivoli mit der Besichtigung der Villa d’Este. Grundlage
für das intensive Erleben vor Ort bildet ein von den Lehrern
erstellter „Romführer“ sowie das im
Lateinunterricht bis in die Oberstufe hinein erworbene Sachwissen
über römische Lebensart und Kultur. Besonders sei
noch erwähnt, dass es natürlich ausreichend
Raum für das „dolce vita“ gibt.
So sind die warmen Abende in Sorrent geprägt vom
gemeinschaftlichen Zusammensein inmitten von Palmen in der wunderbaren
Parkanlage des Hotels, während die romantischen Abende in der
Ewigen Stadt bei gelbem Laternenlicht, die die Plätze und
Brunnen in einen geheimnisvollen Ockerton färben, manch
empfindsame Seele zum Träumen einlädt. So werden die
meisten Schüler v.a. diese Romabende in Erinnerung behalten.
Diese Studienfahrt zu den antiken Stätten, die im Unterricht
vermittelte Kenntnisse durch Anschauung vertiefen und so junge Menschen
durch Rückblick auf ihre kulturellen Wurzeln für ihre
Zukunft prägen will, bedeutet eine Bereicherung des
pädagogischen Angebots, zu dessen Vielfalt sich gerade das
Marianum verpflichtet fühlt.