MT über Jean-Louis Le Tousse
Die Meppener Tagespost berichtet am 08.02.2013
Der Franzose Jean-Louis Le Tousse kommt seit 30 Jahren nach Meppen
"Meppen. Ein weicher französischer Akzent ist nicht zu überhören. Aber sonst ist das Deutsch von Jean-Louis Le Tousse toll. Vielleicht, weil er Deutschlehrer am College et Lycee St. Joseph du Loquidy in Nantes ist. Ganz sicher jedoch, weil er Freude an Deutschland und insbesondere an der Stadt Meppen hat.In Jean-Louis Le Tousse hat Meppen möglicherweise seinen treuesten Besucher gefunden. Seit 30 Jahren organisiert er den Austausch mit dem Gymnasium Marianum. Der Franzose kommt jedes Jahr mindestens einmal mit einer Gruppe Zehntklässler hierher, um die Menschen, die Bräuche und Kultur des Emslandes zu entdecken. Und er war darüber hinaus privat schon häufig in der Region. Wie oft insgesamt? „Wenn man noch zählt, wie oft man schon da war, hat man sich noch nicht eingelebt“, sagt Le Tousse. Aber es würden an die 50 Besuche gewesen sein.
Le Tousse war es auch, der den Austausch im Herbst 1983 angeschoben hat. Dass die Wahl ausgerechnet auf Meppen fiel, sei allerdings Zufall gewesen. Bei einem Treffen hätte er sich mit Anne Höning, Französischlehrerin am Marianum, auf Anhieb gut verstanden. Auch die Tatsache, dass Nantes und Meppen eine große Distanz trennt – mehr als 1000 Kilometer – hielt beide Seiten nicht davon ab, den Austausch ins Leben zu rufen.
Immer wieder aufs Neue nach Meppen getrieben hätte ihn der Menschenschlag im Emsland. „Auf den ersten Blick sind die Menschen im Süden gastfreundlicher. Aber die Beziehungen, die man hier findet, sind enger und intensiver“, sagt Le Tousse. Das sei eine große Parallele zu seiner Heimat Frankreich. Seine Familie stammt ursprünglich aus der Bretagne. Auch dort seien die Menschen bodenständig. Die Bauweise der Häuser robust, genau wie im Emsland.
In 30 Jahren Austausch bekam er die Entwicklung Meppens mit. „Als ich zum ersten Mal da war, gab es keine Nordumgehung“, erinnert sich der 60-Jährige. Auch sei die Innenstadt gerade erst zur Fußgängerzone erklärt worden. Heute ist Vieles anders. Nicht nur die Stadt. Sprachunterricht setze nicht mehr so dogmatisch auf Grammatik. Die neuen Medien hätten den Austausch vereinfacht und bereichert. In diesem Jahr hätten sich beispielsweise bei der Ankunft in Meppen gleich alle deutsch-französischen Schülerpaare auf Anhieb zusammengefunden. Ohne Hilfe der Lehrer. Die Schüler hatten vorab über das Internet und die sozialen Medien Kontakt zueinander aufgenommen und sich – zumindest virtuell– schon kennengelernt.
Gelangweilt hat sich der Deutschlehrer also nie. „Ich gewöhne mich sehr gern an andere Sitten“, sagt er. Und vielleicht war es auch deshalb so spannend, weil auf deutscher Seite die Kollegen, die den Austausch organisierten, immer mal wechselten. „Ich habe fünf Kollegen verbraucht, sagen wir manchmal im Spaß“, freut sich Le Tousse. Er ist geblieben.
Aber schon bald werden sich die deutschen Kollegen des Marianums umgewöhnen müssen. Jean-Louis Le Tousse ist 60 Jahre alt. Einmal kommt er mit der Austauschgruppe noch nach Meppen. Dann geht er in Pension. Und hofft, dass der Austausch auch ohne ihn weiterläuft. Ein bisschen wehmütig ist er vielleicht, als er sagt: „Ich komme seit 30 Jahren nach Meppen. Ein Stück meines Lebens ist hier.“ "