Besuch einer Synagoge

 

Religionskurs des Marianum besucht jüdische Gemeinde Osnabrück

Von M. Fuest, 07.10.2012
Osnabrück – Wie wird jüdischer Glaube heute gelebt? Wie sieht es eigentlich in einer Synagoge aus? Um auf diese und weitere Fragen Antworten zu erhalten, besuchte der Religionskurs unter der Leitung ihres Lehrers Michael Fuest die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Osnabrück. Frau Lea Mor führte die Gruppe durch die Räumlichkeiten, erläuterte die Einrichtungen sowie wichtige jüdische Feste. (Frau Mor ist eine Tochter der im Emsland bekannten Jüdin Erna de Vries aus Lathen.)

Nachdem die männlichen Schüler am Eingang der frisch renovierten und umgebauten Synagoge Kopfbedeckungen, sogenannte Kippas, erhielten, wurden sie zusammen mit ihren Mitschülerinnen in den eigentlichen Gebetsraum, der für ca. 80 Personen Platz bietet und für größere Feste erweitert werden kann, geleitet. Auffällig waren die Trennung von Männern, die während des Gottesdiensts im Mittelgang Platz nehmen, und Frauen, für die an beiden Seiten des Raumes erhöhte Bänke reserviert sind. Frau Mor wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es sich in Osnabrück um eine konservative Gemeinde handele, damit Juden jeder Gesinnung die Möglichkeit gegeben werden könne, ihren Glauben dort zu praktizieren. Es würden jedoch auch durchaus liberale Juden, die sich dann den strengen Geboten anpassen, die Synagoge besuchen.

Ferner erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass die jüdische Gemeinde in Osnabrück ca. 1070 Personen umfasst, die aber auch teilweise weiter entfernt im ehemaligen Regierungsbezirk Osnabrück wohnhaft sind. Heute stammen die meisten Mitglieder gebürtig aus der ehemaligen Sowjetunion, welche die vor dem Mauerfall 60 Mitglieder umfassende Gemeinde stark vergrößerten. Ein Zeichen ihrer Präsenz sind auf Russisch verfasste Schilder in der Synagoge, wie z.B. an der Eingangstür.

Ein Höhepunkt der Führung war die Öffnung des Toraschreins. Frau Mor präsentierte dann den Schülern eine Torarolle, die handschriftlich auf Hebräisch geschriebenen fünf Bücher Mose. Jede in der Synagoge verwendete Tora wird von einem speziell ausgebildeten Juden in Israel im Zeitraum eines Dreivierteljahres in mühevoller Arbeit handschriftlich erstellt.

Den zahlreichen Fragen der Schüler stand Frau Mor Rede und Antwort und erwähnte dabei das harmonische Verhältnis zu christlichen Gemeinden, die für den Umbau der Synagoge insgesamt 60.000 € in ihren Kollekten gesammelt hatten. Auch der katholische Bischof Bode sei ein guter Freund der Gemeinde. So stellte er den Osnabrücker Juden während der Umbauarbeiten einige Räumlichkeiten zur zwischenzeitlichen Gemeindearbeit zur Verfügung.

Auch erfuhren die Besucher, dass im Judentum koscher gegessen wird, dass das Judentum die gemeinsame Wurzel der monotheistischen Weltreligionen ist, die Bar Mizwa und Bat Mizwa wichtige Feste für die gläubigen Jugendlichen sind und man in Jerusalem am Sabbat auf allgemeine Tätigkeiten (wie Telefonieren oder Auto fahren) verzichtet.

Für die Schülerinnen und Schüler war es zudem wichtig zu erfahren, in wie weit sich das jüdische Gottesbild von dem christlichen unterscheidet. So konnten viele Fragen beantwortet und neue Erkenntnisse durch den Besuch in der Synagoge gewonnen werden.