Janik Jesgarzewski träumt von einer Profikarriere

 

„Habe den Schritt (nach Enschede) nie bereut“

Meppener Tagespost, 13.02.2012
Der Traum vom Profifußball. Viele Nachwuchsfußballer träumen ihn. Ein Talent, das sich in ganz jungen Jahren gemeinsam mit der Familie für den Weg zu einem professionell geführten Fußballverein entschieden hat, ist Janik Jesgarzewski aus Geeste. Seit sieben Jahren stürmt der Teenager, der im Januar volljährig wurde, bereits für die Jugend des FC Twente Enschede. Sein Ziel ist klar: Wie Thilo Leugers vom SV Heidekraut Andervenne will er den Sprung von der Fußballakademie in den Profibereich schaffen.

Bereits mit drei, vier Jahren trat Jesgarzewski erstmals gegen den Ball. „Ich erinnere mich natürlich nicht mehr genau daran. Aber ich habe viel mit meinem Vater und meinem Opa im Garten gespielt“, blickt er zurück. Schnell schloss sich Jesgarzewski seinem Heimatverein SV DJK Geeste an, für den auch Vater Jörg aktiv war. Der Filius blieb allerdings nur bis zur E-Jugend, weil Enschede auf den damals Siebenjährigen aufmerksam wurde. „Nachdem ich mit der Emslandauswahl bei einem Hallenturnier gespielt habe, bekam ich einen Anruf. Ich bin dann drei-, viermal beim Probetraining in Enschede gewesen.“ Aus der Probe wurde ernst. Twente wollte die Offensivkraft unbedingt. Der Familienrat der Jesgarzewskis tagte und gab dem Werben der Niederländer nach.

Mittlerweile wurden auch polnische Späher auf Jesgarzewskis Talent aufmerksam. „Es hat mal jemand vor zwei, drei Jahren angerufen und gefragt, ob ich aufgrund des Namens polnische Wurzeln hätte. Aber ich bin hier geboren. Und meine Eltern sind auch Deutsche. Schon meine Urgroßeltern lebten in Deutschland“, macht er deutlich. Statt Polnisch spricht Jesgarzewski jetzt Niederländisch. Sprach- beziehungsweise Anlaufschwierigkeiten gab es für ihn in Enschede jedoch nicht. „Am Anfang habe ich nur Deutsch geredet. Aber ich habe mir natürlich die Sprache angehört und sie schnell gelernt. Denn auf dem Platz muss man sich verständigen können. Deshalb kommt das ganz automatisch.“

Momentan wagt Jesgarzewski den Spagat zwischen Schule und Training. In diesem Jahr macht er am Marianum in Meppen sein Abitur. Mathe, Physik und Englisch sind Jesgarzewskis Leistungs- beziehungsweise Prüfungsfächer. „Montag, Mittwoch und Freitag habe ich acht Stunden. Ich werde dann jeweils um 15 Uhr gemeinsam mit Peter Gebben aus Altenlingen vom Verein von der Schule abgeholt.“ Gegen 19 Uhr ist Jesgarzewski wieder zu Hause. „Am Anfang war es schwierig“, gesteht er, „Jetzt habe ich den Stress gemeistert. Ich denke, es ist kein Problem für mich, das Abi zu schaffen.“ Obwohl unter der Woche nur an einem Tag trainingsfrei ist, bleibt Jesgarzewski nach eigener Aussage noch genügend Freizeit. „Die Spiele sind meistens am Samstag. Deshalb habe ich mittwochs und sonntags Zeit für andere Hobbys. Zum Beispiel um Freunde zu treffen. Das ist kein Problem.“

Sollten doch Probleme auftreten, Schule und Fußball unter einen Hut zu bringen, hilft der Verein. „Wir können zu unserem Trainer gehen und fragen, ob wir zu Hause bleiben können“, legt Twente laut Jesgarzewski großen Wert auf eine ordentliche schulische Ausbildung. Verein und Schule stehen sogar in persönlichem Kontakt. So traf sich Jesgarzewskis Trainer mit dessen Lehrern und ließ sich die Stundenpläne vorlegen. „Und die Schule unterstützt uns, wenn wir mal in der siebten oder achten Stunde freihaben müssen.“

Gespielt wird in einer 14er-Liga. Bei den Gegnern handelt sich um die Jugendteams anderer Profiklubs. Jesgarzewski duelliert sich also mit den besten Talenten von renommierten Vereinen wie Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven und Feyenoord Rotterdam. „Momentan stehen wir auf dem achten Platz. Wir sind nicht gut in die Saison gestartet, obwohl wir viel besser spielen können.“ Der Grundstein zu einer besseren Rückserie wurde beim 3:1-Heimsieg zum Rückrundenauftakt gegen den FC Groningen gelegt. Gebben traf zum 1:0, Jesgarzewski legte den zweiten Treffern nach. Mit acht Treffern in sieben Spielen ist Jesgarzewski bester Twente-Torschütze. Mirco Born aus Rütenbrock traf in vier Partien siebenmal, bei Gebben steht ein Saisontor zu Buche. Eine Woche später beim FC Den Bosch mussten sich Jesgarzewski und Co. mit einem 1:1 begnügen. Born glich aus.

„Die Sicherung der Fußballqualität gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Fußballakademie, betont der Verein. Was nicht heißt, dass Erlebnisfußball wichtiger ist als Ergebnisfußball. „Früher wurde viel Technik trainiert. Jetzt steht mehr der taktische Bereich im Vordergrund. Jetzt geht es darum, Spiele zu gewinnen“, so Jesgarzewski. Die Grundordnung ist die gleiche wir bei den Männern. Gespielt wird das 4-3-3-System.

Dass der Schritt von Geeste ins rund 70 Kilometer entfernte Enschede richtig war, davon ist Jesgarzewski fest überzeugt. „Ich denke nicht, dass ich mit Twente einen Fehler gemacht habe. Ich habe es auf keinen Fall bereut und nie daran gedacht, dass es die falsche Entscheidung war. Vom Verein habe ich in all den Jahren immer positive Rückmeldung bekommen.“

Apropos Rückmeldung: Selbstverständlich weckt ein emsländisches Talent wie Janik Jesgarzewski das Interesse vieler Klubs. „Anfragen sind da. Letztens hat Jürgen Betzold vom SV Meppen angerufen und gefragt, ob ich vertraglich gebunden bin. Aber ich denke, dass ich nirgendwo sonst eine bessere Ausbildung bekomme.“ Jesgarzewski möchte sich bei seinem jetzigen Verein durchsetzen. „Mein Ziel ist erst mal, in Twente den Profibereich zu erreichen. Wenn es nicht klappt, muss man sehen, ob es einen anderen Weg gibt, in den Profibereich zu kommen. Wenn es damit nicht klappt, ist Meppen auf jeden Fall eine Option.“

Kürzlich erst unterzeichnete Jesgarzewski bei Twente Enschede einen Dreijahresvertrag. In dieser und der nächsten Saison spielt er auf jeden Fall in der A-Jugend. „Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr die Gelegenheit bekomme, einmal bei der ersten Mannschaft mit zu trainieren.“ Derzeit dürfen zwei Akteure aus dem älteren Jahrgang bei den Männern reinschnuppern. „Arbeiten muss ich noch an der körperlichen Kraft, wenn ich Mittelstürmer werden soll. Denn ich bin nicht der Größte“, weiß Jesgarzewski um seine Defizite. Er müsse noch lernen, den Ball weniger zu halten und schneller zu spielen, sagt er. „Dafür bin ich ziemlich schnell und kopfballstark, weil ich eine große Sprungkraft habe.“

Nach derzeitigem Stand wird Jesgarzewski also auf jeden Fall ein Jahr im Herrenbereich für Twente spielen. Dann vielleicht sogar an der Seite von Thilo Leugers.