Schüler treffen beim gemeinsamen
Fußballspiel auf Inhaftierte der JVA Meppen-Versen
Von Tim Hilmes
Im Rahmen des Seminarfachs „Soziale Gerechtigkeit“
der Jahrgangsstufe Q4 nahm sich unsere Gruppe um Betreuungslehrer
Christoph Migura, bestehend aus Lennart Borgmann, Lennart
Kröger, Tim Hilmes, Michael Lüken, Jannis Kemker,
Malte Kock, Bernd Krüssel, Lukas Thien, Christopher Speck,
André Rolfes, Sebastian Flint, Richard Krupp und den
freiwilligen Teilnehmern Sebastian Jansen, Steffen Wehkamp und Fabian
Büter, am Samstag, den 19.02.2011 Zeit, um nach
mehrstündiger Planung das Projekt „Fußball
im Gefängnis“ anzugehen.
Nach längerem Hin und Her, einigen Diskussionen,
Nachmittagssitzungen und einem Treffen mit Inhaftierten und deren
Sportbetreuer Jürgen Dickmännken kamen wir gemeinsam
zu dem Ergebnis, dass Fußball ein guter und besonders
effektiver gemeinsamer Nenner sei, der das Kennenlernen und den
Spaß auf beiden Seiten fördere. Auf dieser Basis
planten wir die Tagesgestaltung und führten unser Projekt wie
folgt durch:
Nachdem wir uns morgens am Gymnasium Marianum getroffen hatten, fuhren
wir geschlossen zum Gelände der JVA Meppen-Versen, welches wir
gegen 8:40 Uhr erreichten. Dem Umziehen folgte ein lockeres Warmmachen
und erstes gegenseitiges Herantasten der Schüler und
Häftlinge in der sehr gut ausgestatteten
gefängnisinternen Turnhalle. Anschließend
begrüßten wir durch Richard Krupp, der uns kurz
vorstellte, die Insassen und losten fünf gemischte Gruppen aus
jeweils drei Häftlingen und drei Schülern aus.
Pünktlich um 9:00 Uhr starteten wir in unseren Gruppen mit dem
Absolvieren des DFB-Fußballabzeichens, das aus einem Parcours
bestand, der Torschuss, Dribbeln, Flanken, Köpfen und Passen
beinhaltete. Von Anfang an herrschte eine sehr entspannte
Atmosphäre, so dass man sich schnell näherkam und
durch die gemeinsame Fußballpraxis besser kennenlernte. Jeder
war voll dabei und ehrgeizig, den Parcours möglichst
erfolgreich zu beenden, wobei der Spaß jedoch zu jedem
Zeitpunkt deutlich im Vordergrund stand. Nach dem
zweistündigen Event bauten wir die einzelnen Stationen ab und
Felder für Fußballtennis auf. Die Gruppen spielten
nun abwechselnd gegeneinander. So wurde die Zeit zwischen Ende des
DFB-Fußballabzeichens und Mittagessen effektiv genutzt, sich
weiter, auch über die eigene Gruppe hinaus, kennenzulernen. Um
12:00 Uhr gab es dann Mittagessen. In den Tischgruppen kamen wir mit
den Häftlingen tiefer ins Gespräch, und ein
weitestgehend freundschaftlicher Umgang miteinander entwickelte sich.
Jedes Team überlegte sich außerdem einen
Mannschaftsnamen für das anstehende Turnier.
Eine gesunde Mischung aus Ehrgeiz und Spaß charakterisiert
den Verlauf des Turniers recht gut. Die Gruppen blieben weiterhin
beieinander, und jede wuchs zu einem echten Team zusammen, welches
natürlich den ersten Platz belegen wollte. Man pushte sich
gegenseitig und versuchte, möglichst gut miteinander zu
spielen, was den Mannschaften auch super gelang. Jeder spielte gegen
jeden und am Ende standen sich der Erst- und Zweitplatzierte in einem
interessanten Endspiel gegenüber, welches der „FC
Weltklasse“ mit 4:1 für sich entscheiden konnte.
Nach dem Duschen fand man sich zusammen, um gemeinsam Kaffee zu
trinken, Kekse zu essen und den Tag Revue passieren zu lassen. Die
DFB-Fußballabzeichen wurden in Bronze, Silber und Gold
ausgehändigt, und auch die erfolgreiche Teilnahme am
Fußballturnier wurde mit einer Urkunde belohnt.
Anschließend fand um 15:00 Uhr eine Auswertungsrunde statt,
in der sowohl wir Schüler als auch die Häftlinge noch
einmal die Eindrücke und Erfahrungen des Tages schildern
konnten. Schüler und Häftlinge saßen
ausgelaugt vom Turnier, aber mit zufriedener Miene beisammen.
reflektierten ausnahmslos positiv den Tag Von Anfang an hatte eine sehr
entspannte und freundschaftliche Atmosphäre geherrscht, die
einen lockeren Umgang miteinander nach sich zog. Aufgrund guter Planung
war der Tag reibungslos und spaßig über die
Bühne gegangen, weshalb nun ein erfolgreiches Projekt seinen
gelungenen Abschluss fand.
„Wir sind hier viele verschiedene Nationen im Knast
– Russen, Polen, Deutsche, Afrikaner, Araber usw. Trotzdem
hatten wir hier zusammen heute einen super Tag, und dafür
möchte ich Danke sagen – man hat heute mal wieder
gesehen: Fußball verbindet!“ – Eine
Aussage eines Häftlings in der Reflexionsrunde, die den Tag
treffender nicht hätte beschreiben können.
Wir alle hatten viel Spaß, machten gleichfalls wichtige
Erfahrungen und können den Nachfolgejahrgängen nur
empfehlen, ein ähnliches Projekt auf die Beine zu stellen.
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